Frauen: Spielwerkmacherinnen, -händlerinnen und Komponistinnen

Spielwerkmacherinnen,

Heimarbeiterinnen,

Damenartikel,

Händlerinnen,

Komponistinnen,

Pionierin der Verbreitung der Grammophone läutete Ende der Spielwerkära in Wien ein


Spielwerkmacherinnen

im Sinne von Herstellerinnen von Walzenspielwerken wurden bisher nur vier bekannt:

Jeanne Catherine Girod,
weiters
Anna Preiszler
und
Julie Zélie Golay, *1810 (Le-Chenit (village du Sentier), Jura-Nord vaudois, Vaud, Suisse) †1889 (Le-Chenit (village du Sentier), Jura-Nord vaudois, Vaud, Suisse),
sowie Caroline Paillard, die sogar ausgezeichnet wurde, während die Konkurrenzfirma PVF sich nicht an der Ausstellung beteiligte!

Der Ordnung halber sei erwähnt, dass es in der Schweiz durchaus üblich war, dass der Firmeninhaber, im nun folgeden Beispiel war es Henri Margot, nach seiner Verheiratung den ersten Buchstaben des Vornamens der Ehegattin in die Firmenbezeichnung integrierte. Dazu ein Beispiel: Aus „H.M.“ wurde „H.M.G.“, wobei in diesem Fall gar nicht bekannt ist, wie der Vornamen lautete. Er müsste jedenfalls mit „G“ begonnen haben.


Louisa Jaccard

Beim Firmennamen J. Jacques-Adank & Co verkommt das Wort Adank oft und fälschlicherweise, besonders wenn der Bindestrich fehlt, zu einem Vornamen. In Wirklichkeit ist der Familienname der Schwägerin von Jules Jacques! Madame Adank wurde die Frau von Gustav Jaques und wurde kam in den Firmennamen integriert.


„Louis Jaques et Fils“

Als die Firma „Louis Jaques et Fils“, das waren der Vater, Louis Jaques, und seine beiden Söhne Jules und Gustave J. das vom Vater gegründete Untrnehmen zu zweit übernahmen, änderte sich der Firmenanmen auf „J. Jaques-Adank & Cie”. Das „J.“ stand für Jules und „Adank“ steht für den Mädchennamen der Gattin von Gustave.


Firma Arthur Junod-Turin

Arthur Junod heiratete im Jahr 1889 eine gewisse anna Turin. Als er 1894 eine Firma gründete heiratete, bezeochnete er diese als eine „Manufacture de Boȋtes à Musique“, der korrekte Firmenname lautete jedoch Firma Arthur Junod-Turin.


Als Frau Aline Duperut den Spielwerkhersteller Henri Joseph Lecoultre heiratete, wurde der Firmenname von Lecoultre-Granger auf Lecoultre-Duperrut geändert, wie dies damals in der Schweiz allgemein üblich war.


Als Elize Hoffmann Herrn Rudolf Karrer heiratete, änderte soch der Firmennamen auf E. Karrer-Hoffmann


Als Jean Billon jr. 1880 Emilie Haller heiratete, änderte sich der Firmenname auf Billon-Haller


Artur und Numa Gonthier, wirkten in St. Croix von 1883 bis 1895


Frau Céleste Mayer-Marix wurde im Namen der Spielwerkmacherfirma Mayermarix verewigt.


Suzanne Françoise Zoller heiratete 1803 den Schweizer Spielwerkmacher Abram François Chapuis, der sich ab diesem Zeitpunkt Chapuis-Zoller nannte.


Zulieferfirmen lieferten ihre Teile monogrammiert oder ersahen sie mit Symbolen.

Deutet diese stilisierte weibliche Figur nicht auf eine weibliche Firmeninhaberin hin?


Bei der Wiener Flötenwerkmachern dürfte es vermutlich nicht nur einmal nach dem Ableben des Gatten zu einem „Witwenbetrieb“, zu einem Fortbestand des Betriebes unter der Leitung der Witwe gekommen sein. Belegbar ist dies allerdings nur bei Joseph Franz Erbs,


im Sinne einer Weiterführung der Firma von Josef Wyskočil, der ab 1885 von Betrieb von Josef Olbrich inne hatte und seiner gleichnamigen Tochter Barbara W. (?) etwa 1904/05 übergab, die sich ihrererseits, vermutlich als Harmonikamacherin, bis 1924/25 halten konnte,


und im Sinne einer Weiterführung der alteingesesssenen Firma von Schidlo durch Julie Schidlo.


Damit sind von den führenden Herstellern des 19. Jahrhunderts aus österreichischer Sicht zwar die Firmen Olbrich nur durch eine Nachfolgerin, Barbara Wyskočil, vertreten und Rzebitschek nur mehr sehr indirekt durch eine Konkurrenzfirma, Slawik & Preiszler, die ihren Beruf in Prag erlent hat, und in der Schweiz die Damen Girod durch die bedeutenden Firmen Ducommun-Girod und Christine Paillard durch Paillard, Vaucher Frères sowie die Firma Lecoultre durch eine zeitweilig bestehende Lecoultre & Golay.


Von At. Reuge zu Al. Reuge
Die Änderung nur eines einzigen Buchstabes der Firmennamens der Firma Reuge war aus frauenrechtlicher Sicht eine Revolution. Albert Reuge sen., geboren 1865, das sechste Kind von Charles Reuge, der seinerzeit Taschenuhren mit Musikwerken hergestellt hatte, gründete im Jahr 1900 die Firma At. Reuge. die sich mit der Herstellung von Walzenspielwerken befasste. Die genauen Umstände, wie es dazu kam, dass Albert im Jahr 1914 seinen Wohnsitz in St. Croix aufgab und nach Genf „ging“, also übersiedelte, sind nicht bekannt. Seine von ihm gegründete Firma At. Reuge ließ er hinter sich, und seiner Ehefrau blieb nichts anderes übrig, die Geschicke des erst seit 14 Jahren bestehenden Unternehmens selbst in die Hand zu nehmen. Sie holte ihre Mutter zu sich und änderte im Jahr 1914 den Firmennamen von At. (Albert) auf Al. (Alice) Reuge und übernahm die Firmenleitung. Heutzutage würde man sagen, dass Frauenpower, Alice Reuge und ihre Mutter, die Firma rettete und damit ermöglichte, dass ihre Söhne, Henri, geb. 1902, und Guido, geb. 1904, und Albert Reuge junior, geb. 1905, ab dem Jahr 1932 einer nach dem anderen in die Firma eintreten konnten. Dieser Zeitpunkt war denkbar ungünstig, denn die Weltwirtschaftskrise von 1929 betraf auf die Firma Reuge. Ihr jüngster Sohn, Albert jun. trat im Jahre 1932 in die Firma ein, Henry, geb. 1902, hat dies erst zahn jahre später, 1942.

Der Zweite Weltkrieg setzte der Firma Reuge weit weniger zu als anderen Spielwerkherstellern. Ganz im Gegenteil, die Produktion konnte sogar noch gesteigert werden. Geschickt im Hintergrund bleibend aber doch die entscheidenden Fäden ziehend trug Alice-Louise Hemmeler-Reuge wesentlich dazu bei, die Firma über schwierige Zeiten zu bringen und den Fortbestand des heute noch bestehenden Unternehmens zu sichern. Es war ihr vergönnt, den Hölhepunkt der Firma Reuge nicht nur miterleben, sondern auch aktiv eingreifend erleben zu können: "Alice Reuge-Hemmler (1874– 19th December 1958) kept a watchful eye on things, giving advice, on occasion suggesting some or other agreement between the brothers. She was the soul of the company she had run with an iron hand for so long. Her courage, her determination and her perspicacity were unanimously praised by the local population." (Piguet 2004, p. 286-297)


Frauen als Heimarbeiterinnen

Niko Wiegman macht auch darauf aufmerksam, dass das Einschlagen der Pins in die Walzen oft von Frauenhänden im Heimarbeit erfolgte. Das kommen allein bei einer einzigen Firma wie Nicole bei 50.000 Werken mit rund 6000 Stiften pro Walze 300 Millionen zusammen. Wenn man Mermod mit 130.000 Spieldosen dazureichnet, kommen nur diese beiden Hersteller auf eine Milliarde Stifte...


Spielwerke als Damenartikel für die (Morgen- oder Abend-) Toilette

Im Jahr 1850 etablierten sich Franz Einsidl (mit seinem Kompagnon Johann Sagan) als neue Spielwerkfabrikanten und wiesen sowohl in iherer ersten Anzeige vom Jänner 1850 wie auch zweiten vom April 1850 darauf hin.


Offenbar erinnerte sich Einsidl daran, dass seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts in der Schweiz Spielwerke unter anderem auch in Nähkistchen oder Reisenecessaires eingebaut wurden. Speziell für die Damenwelt gebaute Spielwerkkästchen bot Einsidl offenbar jedoch nicht an und es wurden solche in Wien auch noch nicht gesehen.


Spiel- bzw. Musikwerkhändlerinnen




Wenn eine Spielwarenhändlerin ausdrücklich auf ihr Spielwerk-Sortiment hinweist, wie dies Amalie Mesenich getan hat, verdient diese Tatsache unser Interesse.


Als durch die Produktion vom Plattenspielwerken in Deutschland die herkömmlichen Spielwerke Prager und Wiener Bauart verdrängt wurden, versuchten viele Geschäftsleute ihr Glück mit dem Handel und dem Verleih von solchen Musikautomaten an Gasthäuser. Darunter war auch eine Frau, eine gewisse Theresia Falkenbach.


Mit dem Verkauf von Nähmaschinen und Musikwerken befasste sich in Wien eine gewisse Anna Schott.


Mit dem Verkauf von Grammophonen, Schallplatten, und auch Musikwerken befasste sich in Wien eine gewisse Ottilie Wölflinger als chronologisch vorletzte Vertreterin ihres Geschlechtes.


Als Max Skreta aus seiner Orchestrien-Firma „Contintental Musikwerke“ ausschied, übernahmen zwei Damen die Prokura. Sie hießen Camilla Hofmann und Eleonore Pospischil und sind in dieser Funktion bis 1942 nachweisbar.


Komponistinnen
Thekla Bądarzewska,
Comtesse L. P.,
Anne Fricker,
Luisa Adolpha Lebeau,
Maude Nugent,
Hedda Wrangel

 

Das zu seiner Zeit (1855) erfolgeichste Klavierstück stammte von Thekla Bądarzewska, und natürlich wurde dieses auch auf einem österreichischen Spielwerk verewigt, ebenso und auch auf Schweizer Spielwerken.


Eine Comtesse L. P., eine (Wiener?) Gräfin, es drängen sich gleich die Namen Palffy oder Pallavicini auf, komponierte eine „(Polka) Mazur“ und auch diese wurde von der Firma Anton Olbrich aufgenommen, und zwar in das Musikprogramm 341.


Anne Fricker, geb. 1820, wurde (noch?) nicht in das Lexikon der (österreichischen) KomponistInnen aufgenommen. Sie hat sich aber auf einem [ungemarkten] Schweizer Spielwerk verewigt, das um 1859 entstanden sein dürfte (Bulleid 166).


Luisa Adolpha Lebeau, einen Sommer lang (im Jahr 1874) Schülerin von Clara Schumann, wurde von auf Spielwerken verewigt wie ein Beispiel zeigt.


Maude Nugent, *1867, †1958 (New York), war eine erfolgreiche amerikanische Komponistin.


Hedda Wrangel


Am Ende der Ära der Spielwerke trat eine Frau als Pionierin der Verbreitung der Grammophone auf

und kam als erste Unternehmerin auf die Idee, eine Wiener Niederlassung für den Grammophon-Verkauf zu etablieren. Ihr Name war Helene Stepanek.