Franz Einsidl, Spieluhrmacher,
*1820 (Großharras?),
†20. März 1880 (Wien)

 

Zeitweiliger Kompagnon und Vermieter der Werkstätte bzw. Fabrik von Franz Einsidl war Johann Sagan

 

 

 

Einberufungsbefehl im Februar 1841. Wenn Einsidl schon 1841 „Spieluhrmacher“ war, kann er wohl nur ab dem 14. Lebensjahr, also ab 1834, wohl nur bei Anton Olbrich sein Handwerk gelernt haben, wer sonst in Wien hätte sein Lehrherr gewesen sein können?

Großharras (Einwohnerzahl: 1971: 1602 , 2001: 1202 Einwohner, keine Zahlen aus dem 19. Jahrhundert bekannt


1847 Beginn der Produktion, 1849 Meister

So ist es den Unterlagen des Uhrenmuseums zu entnehmen und das ist auch durchaus glaubwürdig. Mit anderen Worten: 1846 müsste Einsidl noch bei Anton Olbrich gearbeitet haben, oder aber er arbeitete kam väterlichen Hof in Großharras mit.


1849 gab es drei Hersteller von Spielwerken in Wien

Da die Einsidl und sein Kompagnon Sagan eine Fabrik nicht in den ersten vierzehn Tagen des Jänner 1850 aus dem Boden gestampft haben können, siehe unten die erste Zeitungsanzeige,

müssen umfangreichere Vorarbeiten bereits im Jahr 1849 geschehen sein, im selben Jahr also, in dem sich Josef Olbrich von seinem Bruder Anton trennte und selbständig machte.

Ob Einsidl oder Josef Olbrich zuerst das Gewerbe angemeldet hat, konnte bis jetzt nicht geklärt werden. Jedenfalls gab es 1849 mit Anton Olbrich, Josef Olbrich und Franz Einsidl drei Spielwerkfabriken in Wien.

Eines steht fest: Franz Einsidl hatte im Jahr 1849 zu versteuernde Einnahmen und scheint deshalb im Steuerkataster auf:


Vor 1850: Franz Einsidl, Neubau 282, (ab 1862: 7., Richtergasse 3, vorher Herrengasse), im Steuerkataster
als Spieluhrmacher und [Macher von] Stahlfedern

 


Das Steuerkonto von 1849

(Fotos: Helmut Kowar)


15. Jänner1850: Erste Anzeige der
Musik-Stahlfeder-Spielwerkfabrik
von F. Einsidl und J. Sagan,
St. Ulrich, Pelikangasse Nr. 21, (heute Stiftgasse), Zum Goldenen Pelikan, Stiege 3, 1. Stock

 

Erste Anzeige am 15. Januar 1850


Übersichtskarte:
Links: Pfeil hinauf: Richtergasse 3 | N= Neubaugasse
Rechts: Pfeil nach links: Pelikangasse = Stiftgasse 21


„Sowohl für Uhren wie auch während der Toilette geeignet“
„eleganter Mechanismus“,
„Reinheit und Stärke der Musik“
„neueste Tonstücke (beliebteste Nationaltänze)“
„billigste und beste Reparaturen“
„erst durch unsere Regulierung werden die Spielwerke anderere Erzeuger zu ihrer Vollkommenheit gebracht“

Der letzter Satz ist offenbar auf die Spielwerke von Anton Olbrich oder auch Josef Olbrich gemünzt. Weitere Bezugnahmen auf seine Konkurrenten liest man in späterer Zeit keine mehr.

Hinweise auf eine anzunehmende Zusammenarbeit zwischen Franz Einsidl und Josef Olbrich


Zweite textgleiche Anzeige am 17. Januar 1850


Dritte textgleiche Anzeige am 19. Januar 1850


Spielwerke als Damenartikel, während der Toilette zu hören

Drei weitere Anzeigen Mitte April 1950. Es werden bereits vier erschiedene Größen angeboten, zu 2, 3, 4 oder 6 Musikstücken, die besonders auch zur „Toilette“ geeignet waren!

Auch Reparaturen „aller Art“ wurden angeboten,
womit wohl auch die von Spielwerke von Anton Olbrich gemeint waren!


„Höchste Anerkennung" von „Kunstsachverständigen“:

„Reinheit“

„starker gefälliger Klang“

billiger als die Olbrich-Werke,

Annahme von Reparaturen „aller Art“, also auch von Olbrich-Werken

St. Ulrich, Pelikangasse, beim Pelikan, Nr. 21
An der Adresse sollte im Jahr 1859 Johann Sagan gemeldet gewesen sein


1851 bis 1854: Musik-Spielwerk-Fabrik

Die Adresse lautete (laut Adressenbuch der Handel- ud Gewerbetreibenden von 1851)
unverändert: St. Ulrich, Pelikangasse 21, 1. Hof, 1. Stiege, 1. Stock

Erst florierender, dann stagnierender und bald rückäufiger Geschäftsgang?

Ab dem 1. Juli 1849 wurden die jährlichen Steuerabgaben mit 10 Gulden festgelegt, ab dem 1. Januar 1853 auf 30 Gulden hinaufgesetzt. Ab dem 1. Juli 1855 wurden nur mehr 20 Gulden eingehoben und ab dem 1. Januar 1859 wiederum nur mehr 10 Gulden. (Kowar S. 36)


Vielleicht war Georg Weyand um 1852 Mitarbeiter bei Einsidl?


1856–1863

Die Adressenangabe „Neubau, Hauptstraße 282“ ist als

„Neubau 282, nächst der Hauptstraße“ zu lesen, eine Hauptstraßenhausnummer 282 gab es nicht!

Kowar (2017, S. 36) sah auch die erhalten gebliebenen Einwohnerverzeichnisse des Hauses 282 ein und fand Einsidl in den so genannten Fremdentabellen, in die nicht in Wien Geborene Eingang fanden.


(Messner, Mariahilf im Vormärz, Plan)

Der dicke Pfeil nach rechts markiert die Betriebsstätte bzw. Fabrik Johann Sagans, die Nummer 282 ist Einsidls Fabrik.



Neubau, Hauptstraße 282


1861


Franz Einsidl als Musikverlegungsinhaber


1864: VII., Richtergasse 3 (Hauseigentümer: Johann Sagan)

VII., Richtergasse 3 (selbe Adresse wie Johann Sagan)


VII., Andlergasse 2 (id. Richtergasse 8)


VII., Andlergasse 2 (id. Richtergasse 8)


Spieluhrenfabrik Richtergasse „5“


Spieluhrenfabrik!


1868: 4 Hersteller

Vier Spieluhrenmacher im Jahr 1868: Franz Einsidl, Anton Olbrich (jun.) und Josef Olbrich, Karl Schidlo


Spieluhrenfabrik in der Richtergasse 8


VII., Andlergasse 2 (id. Richtergasse 8)


In der Genossenschaft der Musikalischen Instrumentenmacher stellten die Spieluhrenmacher nie den Vorstand, weder zu Einsidls Zeiten noch später. Zu den Vorständen wurden immer Harmonium- oder Flötenwerkhersteller gewählt.


1870: 5 Hersteller

Fünf Spieluhrenmacher im Jahr 1870: Neu hinzugekommen: August Bartl, die restlichen vier wie 1868: Franz Einsidl, Anton Olbrich (jun.) und Josef Olbrich, Karl Schidlo


1871: Anton Olbrich jun und (sein Onkel) Josef Olbrich nannten sich im Branchenverzeichnis
nur bei den Uhrmachern
„Stahlfeder-Spielwerkfabrikanten“


1872: Franz Einsidl folgte dem Vorbild Olbrichs nannte sich
(ebenfalls nur bei den Uhrmachern!)
„Stahlfeder-Spielwerkfabrikant“


1873: 5 Hersteller im Branchenteil des Wiener Adressbuches

1873: Nach wie vor 5 Spieluhrenmacher: August Bartl, Franz Einsidl, Anton Olbrich (jun.) und Josef Olbrich, Karl Schidlo


1873: Nur Franz Einsidl und die beiden Olbrichs nannte sich (nur bei den Uhrmachern!) „Stahlfeder-Spielwerkfabrikanten“


1874: 5 Hersteller im Branchenteil des Wiener Adressbuches

1874: Nach wie vor 5 Spieluhrenmacher: August Bartl, Franz Einsidl, Anton Olbrich (jun.) und Josef Olbrich, Karl Schidlo


Kein Eintrag im Jg. 1875 des Lehmann-Adressbuches!


1875 starb der Sohn, der Spieluhrmacher Joseph Einsidl, 26-jährig an Tuberkulose, an der Adresse Andlergasse 2 (Richtergasse 8)


1876 bis 1879: Spielwerkfabrikant!

Musikspieluhrenfabrikant in Wien VI., Mollardgasse 46


Musikspieluhrenfabrikant, VII., Andlergasse 2, in den letzten beiden Einträgen im Lehmann-Adressbuch


1878: lautet die Adresse VII., Andlergasse 2 (=Richtergasse 8) (Rosenzweig 1878, S. 1044). Die Steuernummer wird in diesem Jahr gelöscht, sodass eine Aufgabe des Gewerbes anzunehmen ist. In den Verzeocnssen der Gewerbetreibenden fehlt Einsidl bereits sein 1876, allerdings möglicherweise nur aus Schlamperei. In den Lehmanschen Adessbüchern scheint er nach wie vor als Musik-Spieluhrfabrikant auf, was allerdings auch nicht Beweiskraft hat. Vielleicht wurde der alte Adresseneintrag ungeprüft nur weitergeschleppt. (Kowar S. 36)

Bereits 1875 war der Sohn Josef Einsidl im 26. Lebensjahr verstorben, von dem annehmen ist, dass er bei seinem Vater spätestens seit dem 14. Lebensjahr, also etwa ab 1863, das Handwerk gelernt und mitgearbeitet hat.


1880: Einsidl stirbt im Städtischen Versorgungshaus
in Wien 9, Spitalgasse Ecke Währungsstraße

Am 20. März 1880 starb Franz Einsidl 60-jährig an „Darmentartung“ im „Städtischen Verorgungshaus“ im „IX. Bezirk, Spitalgasse“ (Kowar, 2017, S. 36).


Wieviel Spielwerke hat Einsidl in seinem Leben produziert?
Nur etwa 7000 bis 8000, inbegriffen sind die ersten etwa 1200 gemeinsam mit Johann Sagan produzierte Werke

Diese Frage ist schwwr zu beantworten, da es bei Einsidl eine kontunierliche Nummernvergabe gab. Die Werknummern 5000 bis 6000 fehlen fast völlig, und auch danach wurden weniger Nummern vergeben als in den ersten Jahren. Dazu sind allerdings wie unnummerierten Werke dazuzuzählen.

Otmar Seemann geht von einem Gesamtwerk von um die 7000 bis 8000 Spielwerken aus. Witwenbetrieb gab es keinen. Für eine Produktion ungemarkter und unnummerierter Werke lassen sich keine Hinweise und schon gar keine Beweise finden, allerdings gänzlich auszuschließen ist dies auch nicht.


Weitere Literatur: Kipper 1924; Hopfner S. 113–114


Text: ©Otmar Seemann