Wer baute wann das erste Kammspielwerk in Österreich-Ungarn bzw. in einem Land östlich der Schweiz?


Eine wichtige Grundvoraussetzung für die Etablierung einer einheimischen Spielwerkproduktion wurde 1789 geschaffen.


Eine weitere wichtige Grundvoraussetzung ist die Erfindung des Kammspielwerkes im Jahr 1796.


Die Entwicklng der Schweizer Kammspielwerke ab 1802 bis 1833


1806 (?): Ein Anonymus in Wien?

Der problematische Wahrheitsgehalt wird im diesbezüglichen Abschnitt eingehend diskutiert.


1806: Götz (?)

Von Keeß 1823 bereits erwähnt, war der 1781 geborene Götz um 1820 immerhin schon fast 40 Jahre alt. Was das Lebensalter betrifft, ginge es sich gut aus, dass Götz der erste Spielwerkmache gewesen ist! Das Spielwerk, an dem sich Götz orientierte, muss auf jeden Fall älter gewesen sein als dasjenige Olbrichs. Das ist kein klarer Beweis, dass er der erste gewesen sein muss, aber immerhin ein deutlicher Hinweis.

Weiters hatte Götz ein Duett aus dem 1796 uraufgeführten Tiroler Wastl von Haibell im Repertoire. In diesem Jahr war Götz 15 Jahre alt und wie allgemein üblich sicherlich schon in Lehre.


1818: Schrafl in Bruneck, Südtirol (?)

Nicht autopsiert, kann keine Aussage getroffen werden, worum es sich handelt. Es dürfte sich am ehesten um ein Schweizer Spielwerk handeln, das von dem Brunecker Uhrmacher mit dem eigenen Namen versehen wurde.


1819: Franz Rzebitscheks erster Versuch

Der legendenhaften Charakter der Nennung dieser Jahreszahl, von Gustav Rzebitschek im Jahr 1915 (!) zu Papier gebracht, wird im Abschnitt kritisch beleuchtet. Solange kein Archivalienfund mit Beweiskraft auftaucht, sollte diese Angabe unbedingt mit einem oder sogar zwei Fragezeichen versehen werden.


1819/1820/1821: Olbrich (?)

Über die Unzuverlässigkeit der damaligen Adressbücher haben sich schon die Zeitgenossen geärgert:

Die Unzuverlässigkeit bezieht sich auf die Tatsache, dass die Einträge fast immer ein Jahr, oft auch zwei oder drei Jahre zu spät erfolgten.


1819: Franz Schuster (?)

Kein Exemplar des „Unverstimmbaren“ hat sich erhalten! Es wäre naheliegend, dass Schuster vor seinen Eigenentwicklung die Arbeitstechnik durch die Anfertigung von Kammspielwerken erlernt hat.


Der im Jahr 1822 sechzigjährig verstorbene Eduard Heinrichssohn (?)

Keeß nannte immerhin seinen Namen als einen der vier um 1821 tätigen Spielwerkmache. Vielleicht hat er sich für das Thema interessiert und hätte mitgemacht, wenn er noch älter geworden wäre. Vielleicht hat er auch eigene Versuche gewagt, wie Keeß durchblicken lässt.


Am ehesten Götz, Olbrich, Rzebitschek oder vielleicht noch ein Anonymus gleichzeitig mit Götz im Jahr 1806

Die dünne Beweislage, also das Fehlen von datierten und signierten bzw. gemarkten Spielwerken macht einem die Entscheidung schwer.

Am ehesten GOR oder AGOR

(G=Götz, O=Olbrich, R=Rzebitschek, A=Anonymus)

Peter Götz dürfte auf jeden Fall der erste gewesen sein.

Otmar Seemann ist heute, am 24. 12. 2018, mehr denn je davon überzeugt, dass Götz die meisten Hinweise auf sich vereinigen kann, der erste Spielwerkmacher gewesen zu sein.

Interessanterweise hat sich niemand selbst berühmt , der erste gewesen zu sein, wenn man von der legendenhaften und daher wenig glaubwürdigen Äusserung von Gustav Rzebitschek vom Jahr 1915 absieht, dass sich sein Vater schon 1819 an einem Spielwerk versucht hat.

Wenn sich niemand traute, sich selbst als ersten Spielwerkmacher Wiens oder Österreichs zu bezeichnen, wäre das ein (allerdings hochspekulatives) Argument, dass noch ein anonym gebliebener Spielwerkmacher in Wien gelebt haben könnte.

Freilich war auch Peter Götz war nicht unbedingt ein Mann des gedruckten Wortes, der sich in Anzeigen selbst gefeiert oder Journalisten für sich und seine Arbeit interessiert hätte. Ob Götz als erster Spielwerkmacher nur eine reine Arbeitshypothese ist oder derjenige, für den die meisten Hinweise sprechen, wie Otmar Seemann argumentiert, wird jeder Leser für sich selbst entscheiden.

Zu nennen sind jedendalls noch „Schraf Schu Hein“

Franz Schuster, Eduard Heinrichssohn und Josef Schrafl (Bruneck), wobei die sehr dürftige Quellenlage betont werden muss.


1822: Hausleiter in Ansbach (?)

Wenn man Deutschland miteinbeziehen will, als Land östlich der Schweiz, kommt eventuell auch Hausleiter in Frage, das Werk ist immerhin datiert!