Am 15. Februar 1796 wird in Genf erstmals über ein „neuartiges Musikwerk ohne Hämmer und Glocken“ berichtet Der Genfer Uhrmacher Antoine Favre-Salomon (1734-1820) gilt das der Erfinder des Spielwerkes, eines „Glockenspieles ohne Glöckchen und Hämmer“, „carillon sans timbres ni marteux“. Das Protokoll der Genfer Société des arts hält für den 15. Februar 1796 fest: „Herr Descombaz berichtet, daß Herr Favre die Möglichkeit gefunden hat, Musikwerke ohne Glocken und Hämmer zu bauen. Er zeigt eine Dose aus Eisenblech [eine Tabakdose*], welche ein solches nach dieser Bauart enthält. Diese Erfindung könnte der Uhrmacherei nützlich sein. Die gleichen Beauftragten, die für die Prüfung des Instruments von Herrn Quosig benannt wurden, sind gebeten diese zu prüfen und zu berichten.“ Am 17. März 1797 liegt dieser Bericht vor: „Die Kommission … hat ein Musikwerk ohne Glocken gesehen, welches zwei Melodien spielt und den Klang der Mandoline imitiert … Diese Erfindung ist überaus wertvoll für die Automaten-Uhrmacherei … Die Beauftragten haben mit großem Bedauern vernommen, daß die Vermögenslage von Herrn Favre ihm nicht gestattet, aus dieser Erfindung den Anteil zu erlangen, auf den er zu Recht Anspruch erheben dürfte, noch sie auf den Grad der Vollendung zu bringen, welcher sie fähig ist.“ [Wimmer S. 9] „Zungenkamm und Stachelrad“
„Favre-Salomon hatte sein Spielwerk noch in einer Tabatiere untergebracht.“ (Wimmer 2000) S. 12) „Mit Glocken und Hämmern“ waren die Spielwerke um einiges größer, und noch voluminöser waren die Flötenspielwerke: Leider können wir derzeit noch Abbildung eines Spielwerkes von Antoine Favre-Salomon zeigen. Wir hoffen dies irgendwann einmal nachholen zu können. Dies liegt vielleicht auch daran, dass Favre zwar Tabatièren-Spielwerke gebaut hat, aber ob aus seiner Werkstatt auch Cartel-Spielwerke stammen und ob die heute noch existierenden wirklich Favre in der Hand gehabt hat, nicht ganz klar sein dürfte. Die Firma Nidec-Sankyo, https://wiki.edu.vn/wiki13/2020/12/16/spieluhr-wikipedia , (abgefragt 12. August 2021), ist folgender, von der Fachwelt als strittig beurteilten Meinung: „Eine dieser ersten Spieluhren wird jetzt in der Shanghai Gallery of Antique Music Boxes and Automata im Oriental Art Center in Pudong ausgestellt.“ Bei einem Kammspielwerk wird die Tonproduktion der zunächst einzeln angeschraubten Zungen, dann der mehreren bis zu 6 Zungen umfassenden Sektionen durch einen Zylinder mit Stiften (pins) gesteuert. In Deutschland sprach man damals von einer Federnmusik. Das Merkmal der Glockenspielwerke, dass zwei Hämmer auf dieselbe Glocke schlagen können, werde dahingehend modifiziert, dass es bei Walzenspielwerken mehrere gleichgestimmte Zungen eingebaut werden konnten, während bei Glockenspielwerken für die Produktion eines bestimmten Tones schon allein aus Platzgründen immer nur ein einzige Glocke zuständig sein konnte. Bei der Variante des so genannten Scheibenpielwerks, quasi eines Abkömmlings der erste Kammspielwerke, reisst eine Stiftscheibe die Metallzungen an. Scheibenpielwerke konnten sich nicht durchsetzen und wurden nur vereinzelt bis in die 1830-er Jahre hinein hergestellt. Im AAIMM-Journal N° 69, Musiques Mécaniques Vivantes, 1. Trimester 2009, veröffentlichte Philippe Rouillé eine Fiktion über die Erfindung der Spieldose durch den Genfer A. Favre 1796. (Das mechanische Musikinstrument, Nr. 105, 2009, S. 56) Einer der wichtigsten Spielwerk-Aufsätze des 21. Jahrhunderts über die allerersten Spielwerke, die je gebaut wurden, ist Paul Belamys „The origins of the musical box“ von 2011. Es handelt sich zwar um keinen unwiderlegbaren Beweis, aber immerhin um einen Hinweis auf den Pariser Uhrmacher Antide Janvier, der bereits 21 Jahre vor Antoine Favre-Salomon ein Kammspielwerk gebaut haben könnte. Diesem nur sehr schwach dokumentierten Hinweis steht die Tatsache gegenüber, dass die Protokolle von Favres Erfindung alle noch vorhanden sind, wie die folgende Abbildung zeigt. Chapuis bildet auf Seite 142 noch in weiteres Dokument ab und so lange die Berichterstattung über Antide Janvier nicht eine ähnliche Qualitätsklasse hat, wird wohl Favre als auch weiterhin als Erfinder anzusehen sein. Wenig Jahre nach Chappuis, im Jahr 1963, fasste Robert Burnett in der TMB den bisherigen Wissensstand zusammen wie folgt:
One of the most important statements was written by Ord-Hume: Geneva, Switzerland. Born in 1767; died 1828. Favre is accredited with the invention of the tuned steel tooth as used in musicwork in Switzerland. His invention, adequate evidence of which exists to show that it was reported and documented in 1796, appears to concern solely the replacement of the carillon in watches and small musical movements. He does not claim the invention of the tuned steel reed or tooth as his own, only a means of applying this to the watch. As such it remains unclear whether or not he was the first to make use of the tuned steel tooth in all forms of such musicwork, or whether he was just the first Swiss to apply an existing technology. Und wo kann man 2019 ein Spielwerk kaufen von Favre-Salomon oder zumindest von einem seiner Nachahmer? Am 10. November 2019 bei einer Auktion von Floc'h (GUILLAUME LE FLOC'H & SVV GUILLAUME LE FLOC'H) in Paris, da kommt eine kleine Harfe, 7 x 5 cm, aus 18-karätigem Gold, Schätzpreis € 8000,- bis 12000,- unter den Hammer.
BESSIÈRE et SCHNEIDER Aus Vergleichsstücken im Victoria & Albert Museum in London oder aus Katalogen von Sotheby`s weiß man, dass für die Herstellung solcher Harfen nur die Genfer Firma Bessière et Schneider in Frage kommt. Diese hat in ihre Kunstobjekte Spielwerke von Nachnahmern von Antoine Favre-Salomon (oder sogar von ihm selber?) verbaut. Jahresproduktion von Spielwerken allein im Jahr 1813 Eduard Saluz schätzt die Jahresproduktion von Spielwerken allein im Jahr 1813 auf etwa 3000 Stück. Wir kennen die Bonität der Quelle, die Saluz zitiert, nicht, aber wir kennen die des genannten Autors, und dem kann man vertrauen. Dieser führt aus:
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