Stahldämpfer (3/3)

Als Erfinder der Stahldämpfer gilt François Nicole, der als 48-jähriger im Jahr 1814 die ersten Spielwerke mit dieser neuartigen Technologie austattete (DMM 116, 2014, S. 71)


Auf der Unterseite der Zunge sind die spiralförmigen Stahldämpfer entweder gesplintet,
oder, wie in diesem Fall, angelötet
(Bildquelle)



étouffoirs en acier, soit a spiraux
(s'étouffer, frz., ersticken; acier, frz., Stahl)
frei übersetzt „Dämpfer aus Stahl, nämlich in Spiralform“


Eduard Saluz führt unter der Überschrift Störende Vibrationen aus:

„Da die Erweiterung des Tonumfanges der großen Musikwerke gegenüber den kleinen der Frühzeit in den Bassbereich erfolgte, kam es bei ähnlichen Frequenzen zum Mitschwingen der Nachbarzungen und die vibrierten bereits, ein Walzenstift sie anhob. Das Berühren des Stifts mit der vibrierenden Lamelle ergibt ein quietschendes Geräusch, das stark stört. Abhilfe bot hier das vorherige Dämpfen der Lamellen. Ein geeignetes Verfahren dazu fand François Nicole, der Schwager von François Lecoultre: „Herr Nicole hat die Herstellung von großen Musikdosen konsolidiert, nachdem diese beinahe gescheitert wäre, aufgrund der konfusen Wiedergabe der Melodien wegen dem Mitschwingen gleich gestimmter Federn.“ Speziell geformte kleine Stahlfederchen, die in speziellen Löchern unterhalb der schweren Lamellen festgeklemmt werden, dämpften die Zungen vor dem Berühren des Walzenstiftes ab. Dabei griff Nicolle und seine Berufskollegen auf Draht in Vierkantform zurück, wie er zum Herstellen der Unruhspiralen verwendet wird. Die Befestigung dieser Federchen mit einem Klemmstift ist ebenfalls wie bei den Uhrwerken (Abb. 18).

(Eduard Saluz: Klingende Stahllamellen – ihre Erfindung und Evolution von 1800-1850. In: Das mechanische Musikinstrument Nr. 82 (2001), S. 11-21, hier S. 7, kleiner Ausschnitt aus Abb. 18)

Aus der Zeit kurz nach 1820 finden wir auch Dämpfer aus Pergament- oder Lederstreifen. Speziell bei den österreichisch-ungarischen Musikwerken findet man oft Pergamentdämpfer, es gibt aber auch Musikwerke aus La Chaux-de-Fonds mit solchen Dämpferns Abb. 22). Gegenüber den Stahldämpfern konnte sich diese Konstruktion bei großen Musikdosen nicht durchsetzen. Bei den mittleren und kleinen Werken hingegen sind die aufwändigen Stahldämpfer unnötig.