Bart(e)l Musikprogramm 307-270

 

Die Restaurierung des Spielwerkes und seiner Originalkassette war eine Zusammenarbeit von Richard Meng, Ailsa Weir und Hans-Jürgen Eisel.

Richard Meng ist ein Tischler in Haßloch, BRD, der speziell auf dier Restaurierung und Neuanfertigung von Spielwerk-Schatullen spezialisiert ist und über den dazu nötigen Bestand an Altholz verfügt.

Die Walzenneubestiftung nahm die sehr verlässliche Ailsa Weir aus Schottland vor.

Hans Jürgen Eisel, Erfurt, verrichtete die „heiße Arbeit“ beim Geraderichten der beiden stark verbogenen Basszungen, die Reparatur der verschlissenen gesamten Zungenspitzen, nahm das Ersetzen von 12 fehlenden bzw. beschädigten Zähnen am großen Walzenrad vor, auch das Nachstimmen von drei Basszungen, das Ersetzen aller Dämpfer, die Reinigung aller Teile und die fachgrechte Einjustierung, die auch sehr wichtig ist und manchmal sogar über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann.



Die Musiknummer auf der Innenseite des Kammträgers


Die Musiknummer auf dem federhausnahen Walzendeckel


Die auf diesem Foto auf dem Kopf stehende Zahl „3 4“ und das liebevoll verschnörkelte „M“ sind rot hervorgehoben


Die Werknummer „307“ auf dem windfangnahen Walzendeckel, der beim nicht zerlegten Spielwerk durch das Große Walzenrad verdeckt wird und daher von aussen nicht eingesehen werden kann.

 

Ausserdem sieht man drei Löcher: Das erste, von links beginnend, für den Mitnahmebolzen des Großen Walzenrades, unmittelbar darunter das Justierlöchlein, und im Bildzentrum ist das Loch für die Welle zu sehen.

 

Am rechten Rand ragt der Musikstück-Wechsel-Bolzen, der auf dem Sternrad aufruht und den Walzenverschub bewirkt, aus der Bildebene heraus!



Ein ligiertes „AB“ auf der Grundplatte unter dem Kamm, vor und nach der Reinigung


Händler-Vignette der Firma Kietaibl

 

Höhere Auflösung


Nach der Ablösung des Musikzettels findet sich auf der Rückseite rechts unten noch ein abgeschnittenes, unleserliches Wort. Die Suche nach wirklich allen Textinformationen eines Spielwerkes setzt also auch die fachgerechte Ablösung des Musikzettels voraus.

 

Bartl verwendete, wie oben ersichtlich, eine noch leere Rückeite von bereits benutztem Schreibpapier zur Herstellung eines Musikzettels!


Die Walze sehnt sich nach einer Neubestiftung durch Ailsa Weir, Schottland




Die Ästhetik spielwerkärztlicher Prothetik:
Das Einsetzen zwölf neuer Zähne besorgte Hans-Jürgen Eisel


Wenn man die Klangqualität (soweit anfänglich überhaupt beurteilbar) als optische Metapher darstellen wollte, wäre die folgende Gegenüberstellung ein guter Vergleich:

Der Klang ist nach der Restaurierung entscheidend besser geworden. Trotzdem kann man aus einem Esel kein Pferd machen und aus einem Bartl- kein Rzebitschek-Werk. Es gibt allerdings auch berückend und betörend schön klingende Bartl-Werke, wozu dieses nicht gezählt werden kann.

 

Man muss den Vergleich anders formulieren: Was kann man einem Spielwerk alles antun, dass man nicht doch noch einen einigermaßen brauchbaren Klang herausholen ließe, wenn der Restaurator die Arbeitstunden nicht zählt und die Mühe nicht scheut?




Die vorher stark mitgenommene Kassette wurde unter der Obhut von Richard Meng wieder zu neuem Leben erweckt.


Fotos: ©H.-J. Eisel