Was haben die Nummern bzw. Markierungen zu bedeuten?

 

Haben sie etwas mit der Lautstärke des Kamm zu tun? Nein, das ist überhaupt nicht nachvollziehbar.

 

Beziehen sie sich auf die Stimmung des Kammes? Auch das macht keinen Sinn.

 

Am einleuchtendsten ist ein Vorschlag von Hans-Jürgen Eisel: Mit den Kürzeln ließen sich die Namen der Arbeiter zurückverfolgen. Auch wenn es damals den Begriff der Qualitätssicherung noch nicht gab, ist es durchaus denkbar, dass die Höhe des Arbeitslohnes von der Qualität der abgelieferten Werkstücke abhing bzw. von der Anzahl der Reklamationen. In erster Linie jedoch, betont Eisel, ist ein Stücklohnsystem anzunehmen, zu dessen Abwicklung die Kammnummern gedient haben mögen.

 

Otmar Seemann ergänzt, dass die Arbeitshypothese von Eisel die Tatsache, dass die selben Musik- sehr oft die selben Kammnummern aufweisen, nicht erklärt, allerdings dem vorgenannten Umstand auch nicht unbedingt widerspricht. Es ist durchaus möglich, dass man gerne diejenigen Arbeiter, die mit der Kammherstellung eines bestimmten Musikprogrammes schon einmal beschäftigt waren, später wieder damit betraute. Ausserdem muss können die Kammnummerierungen durch die vielen Jahrzehnte unterschiedliche Bedeutung gehabt haben. Bei den (sehr) frühen und sehr späten Spielwerken fehlen die Kammnummern, was wiederum die Annahme Eisels eher bestätigt, denn bei sehr niedrigem Personalstand, etwa mit nur ein einziger Kamm-Arbeiter auf der Lohnliste stand, erübrigen sich natürlich die Markierungen.

 


Kein direkter Zusammenhang mit dem Musikprogramm?

 

Mit dem Musikprogramm dürften die Kammnummern nichts zu tun haben, denn immer wieder finden sich Spielwerke mit der gleichen Musikzahl und verschiedenen Kammnummern, z. B. 23093 und 26689

 


 

Auch der Klavierstimmer, der Kamm hieß ja im Jargon der Firma Rzebitschek „Klavier“, verewigte sich öfters auf dem Gewicht der letzten Baßzunge, vermutlich aus den selben Gründen.

In Wien ritzten die Stimmer ihre Namen oder Kürzel manchmal auf der Innenseite des Kammträgers ein. Kammnummerierungen fehlen bei Wiener Spielwerken völlig.