Zum einjährigen Todestag von Dr. h.c. Heinrich Weiss am 9. Januar 2019
Heinrich Weiss, damals Weiss-Stauffacher, *22. Juni 1920 (Albisrieden), †9. Januar 2020 (Seewen, Solothurn), Druckereibesitzer, Erfinder und Mitentwickler des heutigen Barcodes, Mäzen und weltweit wohl der bedeutendste Sammler von mechanischen Musikinstrumenten seiner Zeit und auch bedeutender Wissenschaftler auf diesem Gebiet.
Heinrich Weiss-Stauffacher stammt aus einer Arbeiterfamilie und erwies sich schon in seiner Jugend als technisch begabt. So reparierte er eine alte Pendel- und auch eine Orgeluhr. Im Jahr 1939 schloss er eine Mechanikerlehre bei der Maschinenfabrik Asper in Küsnacht ab und arbeitete anschließend bei der Maschinenfabrik Escher Wyss AG in Zürich als Mechaniker. Zusätzlich zur Berufstätigkeit begann er am Abendtechnikum ein Maschinenbau-Studium. 1944 erkrankte er schwer und musste in Davos in ein Lungensanatorium. Während dieser Zeit setzte er sein Maschinenbaustudium fort. Nach Ende des Krieges und Gesundung fand er eine Anstellung bei der Federnfabrik Rang in Pfäffikon. Während dieser Zeit nutzte er den Schichtdienst, um tagsüber an der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich betriebswirtschaftliche Vorlesungen zu hören. Mittlerweile verheiratet, übernahm er 1950 von seinen Schwiegereltern den völlig veralteten Druckereibetrieb in Basel. Diesen spezialisierte er auf den Druck von Etiketten und Faltschachteln und entwickelte unter dem Namen Fibromax die ersten Aufstossmaschinen für Druckbögen, die er erfolgreich an die Druckindustrie verkaufen konnte. Der technologische Vorsprung und durch die Einführung eines Qualitätsmanagements machte er sich seinem Betrieb einen Namen. Dank des von Heinrich Weiss mitentwickelten Strichcodes, welcher heute als EAN-Code auf jeder Verpackung angebracht ist, konnte er in seiner Druckerei Weiss ein fehlerloses Trennen der Sorten und Sprachen bei den dort hergestellten Verpackungen garantieren. Für seine Sammlung von Uhren, Spieldosen, Orchestrions und automatischen Klavieren benötigte zu inzwischen eine eigene Lagerhalle in Basel. Als sein Wohnhaus in Seewen 1960 abbrannte baute er beim Wiederaufbau eine geräumige Halle an, in der sich auch eine Restaurierungswerkstätte befand. Weiss erhielt 1975 für seine Verdienste um den Erhalt und die Erforschung historischer Instrumente und Spieldosen den Ehrendoktortitel der Universität Basel. Nach der Eröffnung eines von ihm und seiner Frau gestalteten Museums im Jahr 1979 wurde die von ihm zusammengetragene Musikautomaten-Ausstellung mit 800 Exponaten eine Attraktion für Sammler und Wissenschaftler aus aller Welt. Für die Restaurierung von Spieldosen war die Sammlung Weiss-Stauffacher inzwischen eine international renommierte Adresse. Das Privatmuseum schenkte er im Einvernehmen mit seiner Tochter Susanne im Jahr 1990 der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Das Departement des Inneren integrierte die Sammlung in die Schweizerischen Landesmuseen, ließ einen umfangreichen Anbau errichten und sanierte die bestehenden Ausstellungsräume. Im Frühjahr 2000 wurde es als Museum für Musikautomaten wiedereröffnet und wurde zum touristischen und kulturellen Aushängeschild der Nordwestschweiz.
Österreichische Spielwerke in Seewen spielen nur eine ganz kleine Rolle, weil es in der wohl grössten und bedeutendsten Musikautomatensammlung der Welt ja in erster Linie um Schweizer Spielwerke geht (und auch um französische, welche in der Tradition der Handwerkskunst der schweizerischen Spielwerkhersteller stehen). Zu Vergleichszwecken hat Dr. Heinrich Weiss-Stauffacher auch eine ganz einfache österreichische Hausmeisteruhr in seine Sammlung aufgenommen. Auch ihn hat der „hervorragende“ Klang erstaunt! Solche lobende Erwähnungen sind dem Musikautomaten-Buch aus dem Jahr 1975 äusserst selten!
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