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Dimitri Bortnianski, *1751 (Hluchiw, Hetmanat), † 1825 in Sankt Petersburg, Russisches Kaiserreich), auptsächlich in Russland wirkender ukrainisch-russischer Komponist mit großem Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert. Man könnte ihn auch als den „russischen Salieri“ bezeichnen, da dieser sehr ähnliche Lebendaten ausweist, (*1750, † 1825), und Bortnianskis Musik als „italienisch“ kritisiert wurde und als überholt galt. Doch gerade deswegen ist sie bis heute beliebt, weil sie besonders zugänglich und emotional ansprechend ist. Sein Cherubim-Hymnus Nr. 7 („Cheruvimskaja pesn) ist nach wie vor eine der populärsten Hymnen der Russisch-Orthodoxen Kirche (https://de.wikipedia.org/wiki/Dmitri_Stepanowitsch_Bortnjanski). Im Jahr 1882 gab Tschaikowski eine Gesamtausgabe der geistlichen Werke Bortnjanskis in 10 Bänden heraus.

 

Bortnjanskis große Beliebtheit im Deutschland des 19. Jahrhunderts beruht vor allem auf der Wirkung, die seine Musik auf den preußischen König Friedrich Wilhelm III. hatte. Dieser setzte sich dafür ein, dass liturgische Stücke der preußischen Agende von 1829 nach Modellen Bortnjanskis vertont wurden. Weitere Werke Bortnjanskis, seine Große Doxologie und Du Hirte Israels, höre (August Neithardts Bearbeitung des Ische Cheruwimy mit deutscher Textunterlegung), erhielten bald einen festen Platz im Repertoire des 1843 nach St. Petersburger Vorbild reorganisierten Staats- und Domchores zu Berlin sowie der bürgerlichen Kirchenchöre und Gesangvereine.

 

Ich bete an die Macht der Liebe erschien zuerst im Choralbuch von Gossner/Tscherlitzky von 1825. Die größte (und bis heute andauernde) Nachwirkung hatte die Einfügung einer Melodie Bortnjanskis in das Militärmusik-Ritual des Großen Zapfenstreiches. Bortnjanski hatte die Melodie ursprünglich für ein von Michail Cheraskow (1733–1807) gedichtetes Freimaurer-Lied („Wie ruhmreich ist unser Herr in Zion“) geschrieben. Das Lied wurde schnell zu einer „inoffizielle[n] Hymne“ Russlands und häufig bei offiziellen Anlässen gespielt; von 1857 bis zur Oktoberrevolution 1917 erklang es täglich vom Carillon im Erlöser-Turm des Moskauer Kremls. Johannes Evangelista Goßner und Johann Heinrich (Iwan Karlowitsch) Tscherlitzky unterlegten diese Melodie um 1824 der Choralstrophe Ich bete an die Macht der Liebe von Gerhard Tersteegen.

 

Beispiel für ein kleinformatiges Schweizer Spielwerk: Ungemarkte Spieldose, monogrammiert HT

 


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