Der Verdrängungswettbewerb erst durch den Versadhandel
(J. H. Heller), und dann durch Musikautomaten mit neuen Technologien)


Versandhandel von J. H. Heller, Bern

Der Verdrängungswettbewerb, bei dem Produkte mit neuen Technologien die althergebrachten mit einer Technik aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert alt aussehen ließen, begann mit den verhältnismäßig preisgünstigen billigeren Produkte des Versandhandels von J. H. Heller, Bern.


Verdrängungswettbewerb durch Produkte mit neuen Technologien

Ein weiterer Versandhändler, der direkt aus Prag sein Geschäft betrieb, offerierte Ariston-Spielwerke mit sechs „Notenblättern“ und der Möglichkeit, weitere zu erwerben, und war damit billiger als die Spielwerke von Rzebitschek!


Im Vorweihnachtsgeschäft, einer umsatzstarken Zeit, in der auch im Buchhandel und in anderen Branchen ein wichtiger Teil des Jahresumsätze erwirtschaftet werden, wurden auch 1884 wieder die preisgünstigen Ariston-Plattenspielwerke angeboten.


Pünktlich in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1885 stellte sich ein neuer Anbeiter in Prag vor, der Herophon- und Ariston-Werke, und noch dazu „billiger als überall“, bewarb.


EINSCHUB: Paul Lochmann erfand 1886/1887 die Plattenspieldose „Symphonion

Plattenspieldosen sind viel billiger herzustellen, da die Bestiftung der Walze durch die wesentlich einfachere Herstellung einer Blechplatte ersetzt wird. Ausserdem konnten die Platten leicht ausgetauscht werden, sodass sich jeder Käufer eines solchen Musikautomaten eine Sammlung seiner Lieblingsmusikstücke zulegen konnte.

 

Durch eine spezielle Technik gelang es, in runde Stahlplatten Haken zu stanzen. Alle auf einem Radius angeordneten Haken sind dabei einem Ton zugeordnet. Die Haken treiben beim Abspielen pro Ton ein spitzzahniges Rad an, welches seinerseits die zugeordnete Tonzunge des Kammes anreißt und so die Melodie erzeugt. Auf diese Weise konnte der Kamm waagrecht liegen und war zudem etwas vor Beschädigungen, unter anderem durch defekte Platten, geschützt. (Wikipedia)

 

Zwei Mitarbeiter, Gustav Adolph Brachhausen (1860–1943) und Ernst Paul Rießner, machten sich 1889 mit der von ihnen gegründeten Firma Brachhausen & Rießner selbständig.



1886 begann Paul Lochmann in Leipzig-Gohlis (Fa. Kuhno, Lochmann & Co.) mit der Serienanfertigung von Plattenspielwerken unter dem Namen Symphonium [Symphonion]. Bald folgten ihm andere mit klangvollen Namen wie Polyphon, Fortuna, Kalliope, Komet oder Adler. (Wimmer S. 15-16)

 

„Keine Schweizerspieldosen mehr“

 

Der Händler A. Zuleger in Leipzig (Zuleger und Mayenburg, 1884) inserierte 1889 das Symphonion mit dem ausdrücklichen Hinweis: „Keine Schweizerspieldosen mehr.“ (Wimmer S. 15-16) In Zulegers Anzeige findet sich im übrigen der Vermerk, daß der Ton den Schweizer Spieldosen gleiche. Die Fabrikanten in Sainte-Croix und Genf reagierten und stellten dann ebenfalls Plattenspieldosen her – verspätet. Die Firmen Merod mit der Stella (1896), Hermann Thorens mit dem Edelweiss (um 1900) und Paillard & Cie. mit der Gloria oder New Century (um 1900) entwickelten Platten ohne Haken. Faktisch hatte man jedoch den Zug der Zeit verpaßt. (Wimmer S. 15-16)

 

In Entsprechung zu den Schweizer Walzenspieldosen wurden diese Plattenschatullen mit Glocken und anderem Beiklang ausgestattet.



ENDE DES EINSCHUBES Paul Lochmann erfand 1886/1887 die Plattenspieldose „Symphonion“

In ländlichen Gebieten der deutschsprachigen Gebiete Böhmens trat auch in weiterer Versandhändler auf


EINSCHUB: Polyphon-Musikwerke 1889 bis 1928


Polyphon ist der Markenname eines selbstspielenden mechanischen Musikinstruments, das von der Firma Polyphon-Musikwerke AG in Wahren bei Leipzig hergestellt wurde.

 

1889: Gründung der Firma Brachhausen & Rießner

Die Polyphon-Musikwerke wurden 1889 unter der Firma Brachhausen & Rießner von Gustav Adolph Brachhausen (1860–1943) und Ernst Paul Rießner gegründet. Beide waren vorher bei dem Konkurrenzunternehmen Symphonion beschäftigt und hatten von dort technisches Wissen „mitgenommen“, was der Inhaber von Symphonion, Lochmann, vergeblich zu unterbinden versuchte.

 

Erste Ausstellung: Leipziger Herbstmesse 1890

Das Unternehmen Brachhausen & Rießner stellte ihr „Polyphon“ erstmals auf der Leipziger Herbstmesse 1890 aus. Zur Weltausstellung in Antwerpen 1894 wurden die Polyphon-Apparate mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. (Wikipedia)

 

1895: Umbenennung auf Polyphon Musikwerke AG

Am 1. April 1895 wurde die Firma in Polyphon Musikwerke AG geändert.

 

1895: Brand in der Fabrik

 

1900: 800 Mitarbeiter, 40.000 Instrumente

Um 1900 beschäftigte man ungefähr 800 Mitarbeiter und erreichte eine Jahresproduktion von 40.000 Instrumenten.



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Der rechtzeitige Umstieg auf die neue Technologie der Schallplatte sicherte das Überleben der Firma


In der Rubrik der Spieldosen!




ENDE DES EINSCHUBES: Polyphon-Musikwerke 1889 bis 1928

Zurück ins Jahr 1889





Ein weiterer Versandhändler, H. Behrendt, schaltete Anzeigen auch in Prager Zeitungen! Ein „neuer, reich illustrierter Katalog“ bot eine reiche Produktpalette an, die den Umsätzen der Firma Řebiček arg zusetzte.







Auch in Wien versuchte ein Unternehmer, Moritz Rundbakin, in den Versandhandel einzusteigen. Für nicht einmal 9 Gulden gab es kein Spielwerk von Rzebitschek oder den Olbrichs oder den anderen Herstellern zu kaufen!


Allerdings stellte auch Moritz Rundbakin den Spielwerkhandel bald ein, wie die folgende Anzeige beweist: