Die Frühgeschichte der Firma Willenbacher & Rzebitschek


Der ehemalige Infanterie-Leutnant und nunmehrige Spielwerkmacher Alois Willenbacher, der Sohn seines Lehrherren in Maria Schein bei Teplitz, und nach der Heirat von Franz Rzebitschek mit der 1799 geborenen Wallpurga Willenbacher gleichzeitig dessen Schwager, und der genannte Franz Rzebitschek gründeten zusammen eine Firma, die Musikspielwerke herstellen sollte. Das Jahr der Gründung der Firma gibt Gustav Řebíček in seinem Beitrag von 1915 nicht an, jedoch erwähnt er ausdrücklich, dass das Geschäft nach Josephstadt und dann nach Theresienstadt übersiedelt wurde.

 

Goldhoorn (S. 99) nimmt sogar an, dass die Firmengründung nicht in Maria Schein bei Teplitz, sondern erst in Josefstadt erfolgte. Damit widerspricht er allerdings der kleinen Firmengeschichte, dem „Beitrag zur Geschichte ...“ von Gustav Řebíček. Dieser allerdings stammt erst aus dem Jahr von 1915.

 

In Theresienstadt kam im Jahr 1828 Franz Rzebitscheks erster Sohn zur Welt, Wenzel, zur Welt, doch Mutter und Kind dürften bei oder knapp nach der Geburt verstorben sein und fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Theresienstadt. Daraufhin verließen die beiden Firmengründer die Stadt und gingen nach Prag.

 

Gustav Řebíček, der Sohn von Franz Rzebitschek, betont, dass es erst in Prag einem „fabriksmässigen“ Betrieb „gleich nach der Ankunft“, sodass im Umkehrschluss anzunehmen ist, dass es vorher keine „fabriksmässige“, also nur geringe oder gar nur gelegentliche Firmentätigkeit gab.

 

Wäre das nach dem Willen des Vaters von Franz Rzebitschek gegangen, hätte die Firma Willenbacher & Rzebitschek nur Uhren bzw. Uhrenbestandteile produziert, denn „mit solchen Neuigkeiten [wie der Herstellung von Spielwerken] soll man sich nicht beschäftigen. Das geht schnell vorbei“. Der Vater Rzebitschek konnte sich jedenfalls nicht durchsetzen. „Väter haben nicht immer recht, ganz sicher dann nicht, wenn wenn sie ihre Söhne daran hindern zu wollen, eigene Wege zu gehen“ kommentiert Gustav Řebíček diese Tatsache (Goldhoorn S. 99). Worauf Řebíček mit dieser Bemerkung anspielte, und was ihm sein Vater Franz R. verboten hat oder verbieten wollte, wissen wir nicht.

 

Es war jedenfalls Alois Willenbacher, der Spezialwerkzeuge zur Herstellung von Spielwerkteilen konstruierte und eine kostengünstige Fertigung ermöglichte. Es war allerdings Franz Rzebitscheks Geschick, mit dem Werkzeug hervorragend klingende Spielwerke anzuertigen bzw. vermutlich den richtigen, aus England importierten Stahl zu finden.

 

„Gleich nach Ankunft meines Vaters in Prag (1828) wurde das Geschäft fabriksmäßig betrieben, indem er Special-Maschinen z.B. zur Erzeugung der Windfangtriebe (von denen ein Exemplar sich in der technologischen Sammlung der Wiener technischen Hochschule befindet) ferner Maschinen zum Fräsen der einzelnen Tonzungen auf der Stahl-Claviatur, hauptsächlich aber solche zum Setzen der Musikstücke auf die Walze konstruirte und namentlich darauf bedacht war durch Teilung der Arbeit die höchstmögliche Stufe der Vollendung der einzelnen Bestandtheile der Musikspielwerke zu erzielen. Die Qualität der in dieser Fabrik erzeugten Werke war nun die beste die man überhaupt auf diesem Gebiet erzielen konnte.“ (Gustav Řebiček, Beitrag zur Firmengeschichte, 1915)